Aus der Faszienforschung
Wie das Fasziensystem den Körper zusammenhält
Die Faszienforschung belegt immer wieder, was Dr. Ida Rolf schon vor vielen Jahren erkannt hat: Unser Bindegewebe beeinflusst unsere Körperhaltung und unser Wohlbefinden.

Moderne Faszienforschung
Die Faszien bilden die Grundlage für die Rolfing-Methode. Zum Fasziensystem gehören alle faserig kollagenen Bindegewebsstrukturen, die den Körper wie ein Geflecht durchziehen: Faszien umgeben Knochen und Muskeln genauso wie die inneren Organe, Gefäße und Nervenleitungen. Als Bänder verbinden sie Knochen untereinander und als Sehnen Muskeln mit Knochen. Dabei sind sie für die Kraftübertragung vom Muskel auf den Knochen verantwortlich und sorgen für die Rückfederung dieser Kraft. Im Fasziensystem verstreut liegen unzählige Nervenrezeptoren mit ganz unterschiedlicher Spezialisierung, die Informationen an das Gehirn leiten. Und auch die Zellen der Faszien sind an Kommunikationsprozessen beteiligt. Kurzum sorgt das menschliche Fasziengewebe dafür, dass alle Körperteile und Organe zusammenarbeiten können. Seit der Pionierarbeit durch Dr. Ida Rolf liefert die Faszienforschung zudem ständig neue Erkenntnisse.
„Wer sich nicht bewegt, verklebt.“
Dr. biol. hum. Robert Schleip, Faszienforscher
Körper und Psyche
Wie eng Körper und Psyche zusammenhängen, unterstreicht eine aktuelle Studie der Universität Witten/Herdecke: Die Ergebnisse zeigen eine Wechselwirkung zwischen Faszien im Schulterbereich und Depression. In der Studie sollte sich eine Gruppe mittels Faszienrolle selbst den Nacken- und Schulterbereich massieren, während die Placebo-Gruppe lediglich leicht die Schultern auf und ab bewegte. Die Personen der ersten Gruppe zeigten danach eine positive psychische Reaktion. Somit können Faszientherapien möglicherweise auch die Behandlung von Depressionen effektiv unterstützen.
Die Wirkung der Strukturellen Integration auf das Fasziengewebe
Die prospektive, interventionelle Studie „The Rolf Method of Structural Integration on Fascial Tissue Stiffness, Elasticity, and Superficial Blood Perfusion in Healthy Individuals“ aus dem Jahr 2020 untersuchte den Einfluss von zehn Sitzungen in Struktureller Integration auf die Steifheit, Elastizität und oberflächliche Durchblutung des Fasziengewebes bei jungen Frauen. Die Ergebnisse unterstreichen die Wirkung der Methode: Die oberflächliche Durchblutung des Fasziengewebes nahm stark zu, die Elastizität des Gewebes verbesserte sich und die Steifigkeit nahm signifikant ab.
Rolfing® und Beweglichkeit in der Faszienforschung
Die aktuelle Studie „Influence of Rolfing Structural Integration on Active Range of Motion: A Retrospective Cohort Study“ zeigt die Wirksamkeit von Rolfing bei körperlichen Fehlhaltungen, die durch Faszienverdickungen und -verkürzungen verursacht sind. Die Forscher:innen konnten belegen, dass sich nach zehn Rolfing-Sitzungen die Beweglichkeit bei der Beugung, der Außen- und Innenrotation im Schultergelenk sowie der Hüftbeugung signifikant verbessert hatten. Sie kommen zu dem Schluss, dass die verbesserte Beweglichkeit auf über das einzelne Gelenk hinausgehende, weitreichendere Veränderungen im Fasziengewebe schließen lässt, welche Fehlhaltungen reduzieren und eine aufrechte Körperhaltung begünstigen können.
Aktuelle Beispiele aus der Faszienforschung
sorgen für neue Erkenntnisse.
Reaktion der menschlichen Faszien auf therapeutische Manipulation
Entwicklung und Optimierung nicht-chirurgischer faszienorientierter Behandlungsmöglichkeiten
Funktion der menschlichen Lendenfaszie beim Gehen
Verständnis der biomechanischen Wechselwirkung des Fasziengewebes zwischen Fuß-, Bein- und Hüftstruktur
Fasziale Perspektiven in der Laufanalyse und Schuhentwicklung